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Illegale Prostitution in Ferienwohnungen: Deutschland kämpft mit Pop-up-Bordellen

In zahlreichen Städten und Regionen Deutschlands beobachten Polizei und Fachstellen einen alarmierenden Trend: Wohnungen, die über Plattformen wie Airbnb oder Booking.com zur Kurzzeitmiete angeboten werden, dienen immer häufiger als temporäre Bordelle. Kriminelle Gruppierungen mieten diese Unterkünfte für wenige Tage, richten sie zur Ausübung von Prostitution ein und verschwinden, bevor die Behörden reagieren können.

Diese sogenannten „Pop-up-Bordelle“ zeichnen sich durch ihre hohe Mobilität und Anonymität aus. Ermittler berichten, dass die Verantwortlichen oft den Standort wechseln, falsche Identitäten verwenden und technische Mittel nutzen, um nicht entdeckt zu werden. So geschehen etwa bei einem Berliner Gastgeber, der nach der Rückkehr in seine Wohnung schockiert war: benutzte Kondome, Müll und Spuren zahlreicher Besucher ließen kaum Zweifel daran, wozu die Wohnung während seiner Abwesenheit genutzt wurde – ohne sein Wissen oder seine Zustimmung.

Frauen in Ausbeitungssituationen – ohne Orientierung oder Hilfe

Viele der betroffenen Frauen werden von organisierten Gruppen ausgenutzt und unter menschenunwürdigen Bedingungen gehalten. Claudia Robbe vom Fraueninformationszentrum Stuttgart berichtet, dass die Frauen häufig unter Zwang stehen, keinen Kontakt zur Außenwelt haben und oftmals nicht einmal wissen, wo sie sich befinden. Sie werden regelmäßig von Stadt zu Stadt gebracht, was es ihnen zusätzlich erschwert, Hilfe zu suchen oder aus der Situation zu entkommen.

Die Buchung der Unterkünfte erfolgt dabei nie durch die Frauen selbst – diese wird durch Mittelsmänner oder Hintermänner der kriminellen Strukturen übernommen. Die Betroffenen bleiben meist ohne Kommunikationsmittel, isoliert und eingeschüchtert. Zwar ist Prostitution in Deutschland grundsätzlich legal, jedoch nur unter Einhaltung klarer gesetzlicher Regelungen. In den hier beschriebenen Fällen handelt es sich eindeutig um illegale Aktivitäten.

Die Polizei geht von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Gerade während der Corona-Pandemie seien vermehrt Hinweise auf sexuelle Dienstleistungen in privaten Wohnungen eingegangen, so die Aussage eines Ermittlers aus Leipzig. Die schnelle Anmietung und der rasche Ortswechsel machen es den Behörden schwer, überhaupt eingreifen zu können.

Schwierige Ermittlungen – internationale Plattformen als Hindernis

Laut Polizeiangaben erschweren auch die Firmensitze der Vermietungsplattformen im Ausland eine effektive Aufklärung. So sei etwa der Kontakt zu Airbnb, das seinen Hauptsitz in Irland hat, häufig langwierig und bürokratisch. Ermittlungen können dadurch stark verzögert werden – ein Problem, wenn es um Delikte geht, bei denen Täter sehr schnell den Ort wechseln.

Zwar geben sich Unternehmen wie Airbnb und Booking.com öffentlich kooperativ und betonen ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Behörden. Doch viele Ermittler fordern mehr als nur Unterstützung auf Anfrage: Sie verlangen eine aktivere Rolle der Plattformbetreiber bei der Aufdeckung und Verhinderung solcher Machenschaften.

Digitale Werkzeuge als Instrumente der Ausbeutung

Fachleute machen zudem auf den Missbrauch digitaler Technologien aufmerksam. Online-Werbung, anonyme Buchungssysteme und verschlüsselte Kommunikation ermöglichen es Tätern, Opfer schnell und unerkannt anzubieten und gleichzeitig Behörden zu umgehen. In Foren im Internet werden Frauen häufig entwürdigend dargestellt, und ihre Anonymität trägt dazu bei, dass sie als reine Objekte wahrgenommen werden.

Die Forderungen nach politischen und rechtlichen Konsequenzen nehmen zu. Es brauche effektivere internationale Zusammenarbeit, eine klare rechtliche Verantwortung der Plattformen und ein gesellschaftliches Bewusstsein für die modernen Formen der Ausbeutung. Nur durch entschlossenes Handeln könne verhindert werden, dass digitale Angebote weiterhin als Deckmantel für kriminelle Netzwerke dienen.

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